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AiTA - Archäologie in Trebur/Astheim

Späte Altsteinzeit

Endpaläolithikum um 10.000 vor Chr.

Die längste menschheitsgeschichtliche Epoche, die vor etwa einer Millionen Jahre begann, ist im Treburer Raum durch die Bergung von Oberflächenfunden nur in ihrer letzten Phase (um 10.000 v. Chr.) greifbar.

"Auf dem Kalten Böhl entdeckte Eugen Schenkel einen Fundplatz des späten Jungpaläolithikums. Die Artefakte sind überwiegend aus feinkörnigem Quarzit hergestellt. Neben einer geknickten Rückenspitze gibt es eine beidkantige retuschierte Spitze, schlanke Stichel, ein Papageienschnabel-Stichel und kurze Klingenkratzer. Aus typologischen Gründen könnte das Inventar noch dem ausklingenden Magdalénien zugeordnet werden."

L. Fiedler, Alt- und mittelsteinzeitliche Funde in Hessen, Stuttgart 1994, S. 275.

"Die Unterteilung von Stein-, Bronze- und Eisenzeit wurde im frühen 19. Jahrhundert vor allem zur Ordnung archäologischer Funde entwickelt."

Spuren der Jahrtausende, S. 158.


Mittelsteinzeit

Mesolithikum um 8.000 - 5.500 v. Chr.

Mit dem Spätpaläolithikum ging auch die letzte Eiszeit zu Ende. Um 9500 v. Chr. stieg innerhalb weniger Jahrzehnte die jährliche Durchschnittstemperatur um mehrere Grad an.

In dieser Epoche, die als Mesolithikum (Mittelsteinzeit) bezeichnet wird und etwa 4000 Jahre andauerte, änderte und entwickelte sich die Vegetation im Laufe von drei Jahrtausenden zu einem ausgeprägten Eichenmischwald mit Eschen, Linden, Ahorn und Ulmen.

Im 8. Jahrtausend erlangte die Hasel als Nahrungsquelle große Bedeutung. Die eiszeitliche Tierwelt wurde abgelöst durch das Aufkommen von Rothirsch, Reh, Elch und Wildschwein. Jagd, Fischfang und Sammeln von Früchten bildeten die Grundlagen für die Ernährung.

Die nicht sehr zahlreichen Funde dieser Epoche aus Trebur beschränken sich hauptsächlich auf Mikrolithen ("kleine Steine"), die als scharfe Einsätze für Speere und Pfeile verwendet wurden.


Jungsteinzeit

Neolithikum um 5.500 - 1.800 vor Chr

Die ersten Bauern
"Im Verlauf des 6. Jahrtausends v. Chr. vollzog sich in Mitteleuropa ein tief greifender Wandel in der Wirtschafts- und Lebensweise der Menschen. Man begann Getreide anzubauen, Tiere zu halten und zu züchten".

B. Heide, Das Altneolithikum - Die Bandkeramik in Rheinhessen, in: B. Heide (Hrsg.), Leben und Sterben in der Steinzeit, S. 74.

Ein Höhepunkt der Steinzeitforschung

"Ein Höhepunkt war sicher die Wiederentdeckung eines 1939/40 bei Bauarbeiten angeschnittenen Gräberfeldes der mittleren Jungsteinzeit (etwa 5.000 bis 4.800 v. Chr.).

Die damals geborgenen vier Bestattungen der Großgartacher Kultur legte Gustav Behrens 1941 in der Mainzer Zeitschrift vor. Danach geriet die Nekropole in Vergessenheit bis Eugen Schenkel die erneute Lokalisierung gelang. Zwischen 1971 und 1975 musste er weitere fünf Bestattungen bergen, die der Pflug bereits teilzerstört hatte. Auf sein beharrliches Mahnen hin wurde schließlich 1988 durch die Außenstelle der Archäologischen Denkmalpflege Darmstadt eine Notbergung eingeleitet, die zur vollständigen Aufdeckung des bislang größten Gräberfeldes des Mittelneolithikums führte. Die inzwischen vorliegende interdisziplinäre Aufarbeitung des Materials gibt erstmals einen tieferen Einblick in die Zeit am Beginn des fünften Jahrtausends. Die Autoren haben das zweibändige Werk dem Astheimer Forscher gewidmet".

Holger Göldner, Hohe Ehrung für Heimatforscher. Eugen Schenkel wird mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, in: Denkmalpflege & Kulturgeschichte 1/2002, S. 53f.

Wichtige Publikation

H. Spatz, Das mittelneolithische Gräberfeld von Trebur, Kreis Groß-Gerau. I Textteil; II Katalog, Literaturverzeichnis und Tafeln (Materialien zur Vor- und Frühgeschichte 19), Wiesbaden 1999, 692 S., 298 Abb., 148 Tab., 188 Taf., 1 Planbeilage


Bronzezeit um 1.800 - 800 vor Chr.

Kupfer und Zinn

"Am Ende des dritten vorchristlichen Jahrtausends erreichte Mitteleuropa eine neue Technologie, die ihren Ursprung im Vorderen Orient hatte. Kupferschmieden gelang folgende Entdeckung: Wurden etwa zehn Teile Kupfer mit einem Teil Zinn vermischt, änderten sich die Eigenschaften des Metalls, die Zinnbronze war erfunden".
Spuren der Jahrtausende, S. 158.

Die Menschen im Treburer Raum des 2. vorchristlichen Jahrtausends siedelten häufig an den hochwasserfreien Plätzen, die schon in der Jungsteinzeit aufgesucht worden waren.

Eine hinreichende Funddichte ist im nördlichen Bereich der Treburer Gemarkung (im Umkreis des neolithischen Gräberfeldes), nordwestlich von Astheim, östlich von Trebur und zwischen Trebur und Geinsheim festzustellen.

Die zahlreichen Funde, unter denen besonders Bronzeschmuck herausragt, zeigen, daß um 1.500 v. Chr. ein hochentwickeltes Handwerk imstande war, die Kupfer-Zinn-Legierungen zu verarbeiten.


Eisenzeit um 800 - Chr. Geburt

Eisen und Glas

"Die Kelten werden bei griechischen Schriftstellern um 500 v. Chr. zum ersten Mal genannt, nach Herodot sollen sie an den Quellen der Donau wohnen ...Der als keltisch bezeichnete Kunststil und die Sachhinterlassenschaften der Latènekultur, die als keltisch bezeichnete Sprachfamilie und die antiken Überlieferungen sind räumlich kaum zur Deckung zu bringen, sodass die Forschung heute den Begriff "Kelten" sehr kritisch betrachtet. Unter diesem Begriff verbergen sich mit Sicherheit ganz verschiedene Stämme, die durch ähnliche Sprachen und eine gemeinsame Zivilisation verbunden sind, aber keinesfalls insgesamt ein Volk bildeten ..."

J. Biel, Neue Forschungen zur Eisenzeit, in: Menschen, Zeiten, Räume, S. 188.

Keltische Funde aus der Latènezeit, dem jüngeren Abschnitt der Eisenzeit, überwiegen in Trebur gegenüber den Funden aus der älteren Hallstattzeit. Neben einer Vielzahl von Keramikscherben sind es vor allem die Gerätschaften, Waffen und Schmuckstücke aus den neuen Werkstoffen Eisen und Glas, die unter den Fundstücken aus den letzten vorchristlichen Jahrhunderten hervorstechen.


Römerzeit um 1. - 5. Jahrhundert

Invasoren am Rhein

Die Römerzeit in unserer Region beginnt mit Funden aus dem frühen 1. Jahrhundert n. Chr. Die Eroberung und römische Besiedlung der rechtsrheinischen Gebiete seit Augustus wird im Treburer Raum durch etwa 30 Fundplätze dokumentiert.

Die Fundplätze konzentrieren sich im Umkreis von Trebur und Astheim (zum Teil auf den seit der Jungsteinzeit aufgesuchten hochwasserfreien Plätzen) sowie auf einer Linie südöstlich von Trebur entlang des seinerzeit schiffbaren Schwarzbachs bis zu seinem Mündungsgebiet nordwestlich von Astheim. Neben zivilen Ansiedlungen (Gutshöfe, sog. villae rusticae) sind besonders militärische Stützpunkte von Interesse. Am Kornsand (Rheinübergang nach Nierstein und Oppenheim) wurde von römischen Truppen nach der Überquerung des Flusses wiederholt ein Lagerplatz aufgesucht und für die Dauer des Aufenthaltes befestigt. Nordwestlich von Astheim, am Schwarzbach, wurde um 375 ein burgus mit Schiffsanlegeplatz (Schiffslände) erbaut, um die rechte Rheinseite gegen Germaneneinfälle zu sichern. Im Sommer 2003 fand an dieser Stelle eine Ausgrabung des Seminars für römische Geschichte der Universität Frankfurt statt (siehe Zeitungsartikel unter Abschnitt "Presse"). Zu den wenigen bekannten Schiffsländen am Mittelrhein kommt nun aktuell auch die Befestigung bei Astheim hinzu.

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Mittelalter um 5. - 15. Jahrhundert

Von der Spätantike zum Reich der Franken

"Seit dem 3. Jahrhundert schlossen sich germanische Kriegerverbände in der römischen Provinz Obergermanien zum Stammesbund der Alamannen zusammen. Jenseits des Limes siedelten die Burgunden, bevor sie 406 an den Rhein vorstießen und hier 413 das Reich von Worms gründeten. Als die Alamannen sich nach deren Abzug im Jahre 443 ungehindert ausdehnen konnten und in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts für kurze Zeit auch das zur Provinz Obergermanien gehörige Mittelrheingebiet kontrollierten, gerieten sie zwangsläufig in Konflikt mit den Franken."
Text aus: R. u. U. Koch, Die fränkische Expansion ins Main- und Neckargebiet, in: Die Franken, S. 270.

"Die Rheinfranken werden als offiziell anerkannte Bündnisgenossen des spätantiken Staates mit der Verteidigung der Grenze des Römischen Reiches am Rhein betraut. Das Bündnis richtet sich in erster Linie gegen die Alamannen, denen damit die Ansiedlung auf linksrheinischem Gebiet verwehrt bleibt. Wie auch anderen Verbündeten auf reichsrömischem Boden wird den Rheinfranken in dem von ihnen gesicherten Gebiet die Ansiedlung gestattet.

Am Nieder-und Mittelrhein und dem nördlichen Oberrheingebiet entstehen so im letzten Drittel des 5. Jahrhunderts neue, kontinuierlich bis weit in die Merowingerzeit hinein belegte Bestattungsplätze und Siedlungen. Mit dem Jahr 496 erreichen die Auseinandersetzungen mit den Alamannen einen vorläufigen Höhepunkt. Erst 10 Jahre später, um 506/507 können die Alamannen endgültig bezwungen werden. Noch unter Chlodwig setzt nun eine planmäßige Erfassung der neuerworbenen rheinfränkischen und der eroberten alamannischen Gebiete durch eine flächendeckende Aufsiedlung mit eigenen oder verbündeten Personengruppen ein. Die auf diese Weise in Besitz genommenen Regionen erhalten zu jener Zeit die noch heute weitgehend bestehende Siedlungsstruktur."
Text aus: A. Wieczorek, Die Ausbreitung der fränkischen Herrschaft, in:
Die Franken, S. 241.

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Neuzeit

Vom Bodenfund zum Hausrat auf der Müllkippe

In der archäologischen Forschung hat sich erst in den letzten Jahrzehnten die Archäologie des Mittelalters und der frühen Neuzeit zu einer eigenständigen Disziplin entwickelt. Lange haben die schriftliche Überlieferung, zeitgenössische Bilder und die vielen erhaltenen Gebäude und (Kunst)gegenstände der letzten 8 bis 10. Jahrhunderte scheinbar ausgereicht, uns ein hinlängliches Bild der Geschichte zu liefern.

Doch zu vielen Problemen, z. B. zu den Lebensumständen nicht nur der einfachen Leute in Dörfern, Städten und Burgen, gibt es noch heute ungeklärte Fragen, die auch von den herkömmlichen Quellen nicht beantwortet werden können. In der Stadt- und Bauarchäologie z. B. tritt neben die klassische Methode der Ausgrabung der unter der Oberfläche verborgenen Vorgängerbauten und älteren Siedlungshorizonte auch die Untersuchung der erhaltenen Gebäude mit archäologischen Methoden, die Ergebnisse zu Lebensumständen in der frühen Neuzeit liefern.

Auch Eugen Schenkel hat nicht nur die Methode der klassischen Feldbegehung angewandt, durch die er neben Tausenden von Fundstücken auch wichtige Erkennnisse zur Siedlungsentwicklung seit dem Ende der Altsteinzeit erhalten hat.

Nach wie vor findet er zwar im Rahmen seiner Feldbegehungen viele unterschiedliche Gegenstände, die unsere Vorfahren bis in heutige Generationen in der Feldflur weggeworfen oder verloren haben. Das Spektrum reicht von verlorenen Münzen bis zu weggeworfenen Parteiabzeichen der NSDAP. Doch diese Gegenstände erlauben und verlangen andere Rückschlüsse als die Funde aus Gräberfeldern und Siedlungen der letzten 10.000 Jahre.

Um zalhreiche Hinterlassenschaften der letzten Jahrhunderte zu sichern, mußten sie vor dem Verfall oder Ausrangieren gerettet werden. Dazu zählen etwa Grenzsteine oder zum Müll gegebenes Handwerksgerät und Geschirr. Neben den ehrenamtlichen Archäologen als örtlichen Vertrauensmann der hessischen Bodendenkmalpflege tritt damit auch der Sammler von volkskundlichem Kulturgut der frühen Neuzeit.

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