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Geschichtlicher Überblick

Die heutige Gemeinde Trebur entstand 1977 im Rahmen der Gebietsreform aus den Ortschaften Astheim, Geinsheim, Hessenaue und Trebur. Mit Ausnahme des erst 1937 gegründeten Hessenaue werden die Orte in der zweiten Hälfte des 8. bzw. im frühen 9. Jahrhundert in Güterschenkungen an das Kloster Lorsch und in Königsurkunden der Karolinger erstmals schriftlich erwähnt.

Besiedlung

Die Besiedlung im nördlichen Ried reicht allerdings sehr viel weiter zurück. Archäologische Ausgrabungen und Untersuchungen zeigen, dass in dieser fruchtbaren und wasserreichen Gegend Menschen schon vor etwa 7000 Jahren sesshaft wurden und Ackerbau betrieben.

Später haben vor allem die Römer - auch in der näheren und weiteren Umgebung Treburs - eindrucksvolle Spuren ihrer Besatzungszeit hinterlassen.

Etwa Lager, Kastelle, Zivilsiedlungen, Gutshöfe und Straßen in den rechtsrheinischen Provinzen.

Nach dem Ende der römischen Herrschaft und der Völkerwanderung wurde der Raum durch die Landnahme der Franken dem entstehenden fränkischen Königreich einverleibt.

Astheim gehörte zu Mainz

Astheim, um die Mitte des 9. Jahrhunderts zum Fiskus Trebur gehörig, war im 11. Jahrhundert zumindest teilweise im Besitz des Bistums Speyer, dessen Besitzrechte 1099 an das Bistum Worms übergingen.

1571 besaßen das Erzbistum Mainz und die Landgrafschaft Hessen durch Erwerb von verschiedenen Territorialherren Astheim je zur Hälfte. Seit 1579 lagen alle Hoheitsrechte und damit die uneingeschränkte Dorfherrschaft bei Mainz.
1803 wurde Astheim hessisch.

Das Foto zeigt ein Fachwerk am Ortseingang von Astheim (neben der Kirche): Nach dendrochronologischer Untersuchung wurde das Holz 1616 geschlagen und mit dem Bau des Hauses 1617 begonnen. Aufgrund gleicher Bauweise lassen sich Rückschlüsse auf das Baujahr des heutigen Museums in Trebur schließen.

Geinsheim unter verschiedener Herrschaft

Die Entwicklung Geinsheims nahm im frühen und hohen Mittelalter eine andere Richtung. Der Ort gehörte nicht zum Fiskus Trebur und muß schon früh aus wahrscheinlich ursprünglich königlichem Besitz ausgeschieden sein.

In der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts sind mehrere private Schenkungen über Geinsheimer Grundbesitz an das Kloster Lorsch überliefert. Im Spätmittelalter besaß das Kloster Jakobsberg bei Mainz und mit ihm seine Vögte, die Grafen von Isenburg, die Dorfherrschaft. Zwischen 1802 und 1826 errang Hessen alle Rechte an Geinsheim. Diese territorialen und verwaltungsmäßigen Veränderungen waren, ähnlich wie in den anderen Orten, eine Folge der Eroberungskriege Napoleons und der Neuordnung des alten Reiches, darunter auch die im Reichsdeputationshauptschluss festgelegte Säkularisierung der Kirchengüter.

Hessenaue - das Erbhöfedorf

1937 wurde aus Gemarkungsteilen der Nachbargemeinden das "Erbhöfedorf" Hessenaue gegründet. Hessenaue wurde bis 1951 von Geinsheim aus verwaltet. Der Ort war von diesem Jahr bis zur Gebietsreform selbständige Gemeinde.

Der jüngste Ortsteil Treburs, die Hessenaue, ist in Form einer Streusiedlung um das ehemalige Rathaus, heute das Bürgerhaus, gruppiert.

Königsaufenthalte

In Trebur entstand vor dem 9. Jahrhundert ein Königshof mit einem ausgedehnten Fiskalbezirk, dem zahlreiche Orte im nördlichen Teil des heutigen Kreises Groß-Gerau, darunter auch Astheim, unterstanden. Im 9. Jahrhundert wurde der Hof zu einer repräsentativen Königspfalz ausgebaut.

Zwischen 829 und 1077 sind 57 Königsaufenthalte bekannt, von denen einige von reichsgeschichtlicher Bedeutung waren. 829 wird Trebur erstmals in einer hier von Kaiser Ludwig dem Frommen ausgestellten Urkunde schriftlich erwähnt. 887 sagten sich die Fürsten des Reiches auf einem Hoftag von Karl III. los, der daraufhin die Königskrone an Arnulf von Kärnten abtreten musste. 895 kamen zu einer Synode und Reichsversammlung neben 26 Bischöfen mit ihrem Gefolge zahlreiche geistliche und weltliche Große in der Pfalz zusammen.

In der Salierzeit ist besonders das Schicksal Kaiser Heinrichs IV. mit Trebur verbunden. Im Alter von drei Jahren wurde er 1053 in Trebur zum König gewählt. Heinrich feierte hier 1066 seine Hochzeit mit Berta von Turin.

1076 traten auf dem Höhepunkt des Investiturstreits die oppositionellen Fürsten in Trebur zusammen und verlangten von Heinrich IV., sich mit Papst Gregor zu vergleichen ("Bußgang nach Canossa"). Nach diesen Ereignissen besuchte nur noch der Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden 1077, aber nach ihm kein weiterer deutscher König, die Pfalz Trebur.

Trebur als königliche Pfandschaft

Trebur ging 1248 als königliche Pfandschaft, die nie eingelöst wurde, an die Grafen von Katzenelnbogen. 1422 erwarben die Grafen bestimmte Hoheitsrechte an Trebur, die aus der Münzenberger und Falkensteiner Verwaltungstätigkeit für das Reich herrührten, von Dieter von Isenburg.

Mit der Katzenelnbogener Erbschaft kam Trebur 1479 an die Landgrafschaf Hessen.

Kornsand

Der Kornsand gehört zum Ortsteil Geinsheim. Eine feste Fährverbindung gab es hier bereits im 14 Jahrhundert. Auch heute noch ist Kornsand die rechtsrheinische Anlegestelle der Rheinfähre Landskrone und ein Treffpunkt für Motorradfahrer und Radwanderer sowie Weinliebhaber, die mit der Fähre zu den zahlreichen Winzerstuben und Straußwirtschaften der Ortschaften Oppenheim und Nierstein übersetzen.

Schon die Römer nutzten diese Stelle am Rhein, um die Rheinaue und den Fluss zu überqueren. Sie errichteten hier ihre Legionslager. Die Archäologen gruben im Fundgebiet Trebur-Geinsheim bislang die Spuren von sieben Lagern aus.

Kaiser Karl IV verpfändete 1375  das gesamte Ingelheimer Reichsgebiet ebenso wie die Reichsstadt Oppenheim und die Orte Nierstein, Dexheim und Schwabsburg sowie den Kornsand an den Pfälzischen Kurfürsten.

Im Dezember 1631 setzte das schwedische Heer von hier nach Oppenheim über, nachdem es vorher eine auf dem Kornsand von kaiserlich-spanischen Truppen angelegte Sternschanze niedergekämpft hatte.

1801 fallen die linksrheinischen Gebiete des Deutschen Reichs an Frankreich. Als Entschädigung für verlorene Gebiete erhält die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt im Reichsdeputationshauptschluss 1803 unter anderem den Kornsand zugesprochen. Die Verwaltung erfolgt zunächst von Leeheim und ab 1860 von Geinsheim aus.

Auf seiner Fahrt von Friedrichshafen nach Echterdingen über Mainz hier eine Sicherheitslandung auf dem Rhein durchführte. Zur Erinnerung an diesen Vorfall wurde in Trebur das Zeppelindenkmal errichtet.

Ein Denkmal erinnert an die Notlandung des Zeppelin LZ 4 am 4. August 1908 um 17.24 Uhr auf dem Rhein. Dieser war am gleichen Tag um 6.22 Uhr in Friedrichshafen gestartet und befand sich auf seiner ersten Fernfahrt nach Echterdingen über Mainz. Nach der Reparatur des Motors erfolgte der Neustart gegen 22.00 Uhr.


Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges am 21. März 1945 wurden beim „Kornsandverbrechen“, sechs Menschen von der Rheinfähre geholt und von einem jungen Wehrmachtsleutnant brutal ermordet. Ihnen zu Ehren wurde 1954 ein Gedenkstein aufgestellt.

Am 22. und 23. März setzten amerikanische Truppen bei ihrem Vormarsch mit einer Pontonbrücke über den Rhein. Sie wollten die Reste des deutschen Widerstandes unschädlich machen und Deutschland besetzen.

>> zum Kornsandverbrechen

Warum die Gemeinde noch heute Wald bei Mörfelden hat

Seit dem Spätmittelalter bildete Trebur mit den Gemeinden Nauheim und Mörfelden die "Dreidorfmark". Die Orte verwalteten und nutzten gemeinsam den um Mörfelden gelegenen großen Markwald. 1731 wurde die Mark aufgelöst. Der Wald ging zur Hälfte an Trebur und zu je einem Viertel an Nauheim und Mörfelden.

Naturkatastrophen, Repressionen, Armut

Die drei alten Ortschaften der Gemeinde Trebur waren in der frühen Neuzeit vielfach Naturkatastrophen (Hochwasser), Kriegen und Pestepidemien ausgesetzt. Im Dreißigjährigen Krieg starben in manchen Dörfern mehr als die Hälfte der Einwohner. Die zahlreichen Erb- und Thronfolgekriege des ausgehenden 17. und des 18. Jahrhunderts und schließlich die napoleonischen Kriege wurden auch in unserem Raum mit vielfachen Repressionen gegen die Bevölkerung ausgetragen.

Das 19. Jahrhundert ist durch soziale und wirtschaftliche Missstände geprägt, die zwischen 1840 und 1890 viele Einwohner zur Aus- bzw. Abwanderung zwangen. Erst industrielle Arbeitsmöglichkeiten im Rhein-Main-Gebiet trugen seit Ende des 19. Jahrhunderts in begrenztem Maße zur Beseitigung wirtschaftlichen Elends bei.

Seit 1832 gehören die drei Ortschaften Astheim, Geinsheim und Trebur zu dem seinerzeit neugegründeten, aus dem Amt Dornberg hervorgegangenen Kreis Groß-Gerau.

20. Jahrhundert

Die Entwicklung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird durch zwei Weltkriege und die nationalsozialistische Gewaltherrschaft überschattet. Auch hier wurden Menschen ihres Glaubens, ihrer Zugehörigkeit zu einem anderen Kulturkreis oder ihrer politischen Überzeugung wegen unterdrückt und verfolgt. Jüdische Mitbürger wurden in Vernichtungslager verschleppt, die Mehrzahl von ihnen ermordet. Am Kornsand, einem historischen Rheinübergang wurden noch im März 1945 sechs unschuldige Oppenheimer und Niersteiner Bürger misshandelt und ermordet - zwei Tage bevor die amerikanischen Streitkräfte unter General Patton den rechtsrheinischen Brückenkopf eroberten.
>> www.kornsandverbrechen.de

Mühsam gelangen nach dem Ende des Krieges der Wiederaufbau und die Eingliederung Hunderter von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen. In der Folgezeit wurden die Grundlagen geschaffen für ein modernes und freiheitliches Gemeinwesen.

Das Aussehen der alten Ortskerne ist zu einem guten Teil noch von der historischen Bausubstanz geprägt, deren Erhaltung durch Dorferneuerungsprogramme gefördert wurde. Zahlreiche Fachwerkhäuser, einige entstanden noch vor dem Dreißigjährigen Krieg, sind inzwischen restauriert. Sie vermitteln heute einen deutlichen Eindruck von der baugeschichtlichen Entwicklung der Dörfer seit dem frühen 17. Jahrhundert.

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